Nachfolgend der zweite Teil der Erfahrungen, die wir bei AQADA gemacht haben, zum Thema warum eventuell Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen zeitnah keine adäquaten Jobs bekommen und warum viele unserer Absolventen adäquate Jobs bekommen.
Eventuell mache ich mir da jetzt keine Freunde, aber darum soll es auch nicht gehen, sondern ich werde hier mal von unseren Erfahrungen bei AQADA berichten und vielleicht regt dieser Beitrag eventuell den einen oder anderen zum Nachdenken an.
Diesen Beitrag unterlege ich – falls möglich – mit Praxisbeispielen, damit man vielleicht auch sehen kann, wie der Weg eines Fachwirtes im Gesundheits- und Sozialwesen verlaufen kann.
Dieser Beitrag ist natürlich subjektiv, aber eine Tendenz lässt sich unter Umständen erkennen. Damit dieser Beitrag nicht zu lang wird, teile ich ihn in drei Teile auf.
Wir haben bei AQADA zu vielen ehemaligen Absolventen auch Jahre nach der Prüfung noch Kontakt und besonders intensiv ist der Kontakt zu denen, die sich beruflich verändert haben.
Was ist charakteristisch für diese Teilnehmer?
- Flexibilität:
Stellenangebote für Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es sicher weniger als Stellenangebote für Pflegekräfte. Da wird dann oft die Flinte gleich ins Korn geworfen und die selbsterfüllende Prophezeihung „Es gibt eh keine gescheiten Jobs für Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen“ tritt ein. Hier hilft oftmals der Blick über den Tellerrand. Eine Absolventin – gelernte MFA – hat sich auf eine Stelle als Sachbearbeiterin bei einer großen PKV beworben, den Job bekommen und hat dank ihres Fachwirtes innerhalb eines Jahres bereits die nächste Karrierestufe erklommen. Gesucht waren Versicherungskaufleute.
- Ungeduld:
Es ist eher selten, dass direkt nach dem Abschluss gleich der Traumjob winkt. Das kann dauern und wer nach einem halben Jahr resigniert, hat gleich verloren. Die MFA und die Physiotherapeutin, die ich im Teil 1 erwähnt habe, mussten bis zu einem Jahr auf ihren neuen Job warten. Aber bekommen haben sie ihn.
- Auftreten:
Ein heikler, aber nicht weg zu diskutierender Punkt. Ein Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK), der erst 23 Jahre alt ist, kann noch nicht auf eine langjährige Berufserfahrung zurückblicken. Aber auch hier empfiehlt es sich Geduld zu bewahren und sich dennoch auf Stellen zu bewerben, die vielleicht noch nicht der große Karriereschritt sind, aber zumindest einmal die Möglichkeit der Veränderung bieten und die Chance eröffnen in anderen Bereichen Erfahrungen zu sammeln. Daher unser Tipp an die MFAs, die in kleinen Praxen tätig sind, bewerben sie sich zumindest bei großen Praxen oder MVZs, denn da eröffnet sich immer wieder die Chance, mal etwas anderes zu machen. Als Beispiel kann ich hier eine junge 450€ Kraft von uns anführen. Die ist gelernte Kauffrau im Gesundheitswesen, hat den Empfangsbereich in einer großen Physiopraxis geleitet, ist dann bei AQADA zusätzlich eingestiegen, hat mittlerweile in den Kundenbereich einer Software Firma gewechselt und ist glücklicherweise immer noch bei uns. So sammelt sie Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen und das ist positiv.
- Selbsbewusstsein:
Hier gibt es deutliche Parallelen zum Punkt 3 des ersten Teils „Auftreten“. Manchmal werde ich zu Bewerbungsprozessen als externer Berater bei Medizinproduktefirmen hinzugezogen. Hier mache ich dann regelmäßige die Beobachtung, dass – insbesondere bei Bewerbern, die aus dem medizinischen, pflegerischen oder erzieherischen Sektor kommen – wenig Selbstbewusstsein vorhanden ist. Woran das liegt, hat vielfältige Ursachen. Diese hier zu schildern, würde den Rahmen sprengen und ich würde mir wahrscheinlich noch weniger Freunde machen, wie ich das sowieso schon mit diesen Blogbeiträgen mache. Objektive Gründe für das mangelnde Selbstbewusstsein gibt es eigentlich nicht, denn die Bewerber haben ja ihren Berufsabschluss und den Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK) geschafft, und haben somit schon was erreicht, was nicht jeder schafft und sind auch noch zum Bewerbungsgespräch geladen worden.
Das Auftreten im Bewerbungsgespräch ist dann allerdings oft wenig erheiternd. Schüchtern, alles muss den Bewerbern aus der Nase gezogen werden, teilweise sogar fast unterwürfig, aber keinesfalls auf Augenhöhe mit dem potentiellen Arbeitgeber. Sie wollen den Job, der Arbeitgeber hat Interesse an ihnen, also eine gemeinsame Basis wäre ja schon mal vorhanden. Aber diese ist auch gleich mal zerstört, wenn sie da wie ein Mauerblümchen auftreten.
Allerdings habe ich bei vielen der Absolventen von AQADA auch bereits das Gegenteil feststellen können. Als Beispiel kann hier eine junge MFA (21 Jahre alt bei Kursbeginn) dienen. Am Anfang unser Mauerblümchen, hat kaum was gesagt und war recht schüchtern und ich hatte Bedenken, dass sie die schriftliche Prüfung überhaupt schafft. Die hat sie dann souverän mit 166 Punkten gemeistert und als es dann an die Vorbereitung auf die Präsentation ging, war das Auftreten ein ganz anderes. Da war nichts mehr mit schüchtern, sondern „ich will das, das und das.“ Die mündliche Prüfung hat 96 Punkte gebracht und das war das Mindeste, was sie sich erwartet hat. Den Gipfel hat sie dann beim AdA Schein gebracht. Am Abend vor der Prüfung hat sie sich dann auch einmal zu mir bequemt und da sind wir den Stoff durchgegangen und haben den Unterweisungsentwurf geschrieben. Bestanden hat sie den natürlich auch. Meines Wissens managet sie mittlerweile Teile der Verwaltung in einer neueröffneten Klinik am Ammersee. In diesem Sinne schöne Grüße nach Walleshausen an C.K..