Ein heikles Thema, aber dennoch gehört es mal beschrieben, weil es vielen Absolventen unter den Nägeln brennt und die Frustration häufig groß ist, wenn man nach vielen Mühen den Abschluss zum geprüften Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK) in der Tasche hat und der Traumjob nicht vor der Tür steht und leider auch nicht auf den erfolgreichen Absolventen wartet.
Eventuell mache ich mir da jetzt keine Freunde, aber darum soll es auch nicht gehen, sondern ich werde hier mal von unseren Erfahrungen bei AQADA berichten und vielleicht regt dieser Beitrag eventuell den einen oder anderen zum Nachdenken an.
Diesen Beitrag unterlege ich – falls möglich – mit Praxisbeispielen, damit man vielleicht auch sehen kann, wie der Weg eines Fachwirtes im Gesundheits- und Sozialwesen verlaufen kann.
Dieser Beitrag ist natürlich subjektiv, aber eine Tendenz lässt sich unter Umständen erkennen. Damit dieser Beitrag nicht zu lang wird, teile ich ihn in drei Teile auf.
Wir haben bei AQADA zu vielen ehemaligen Absolventen auch Jahre nach der Prüfung noch Kontakt und besonders intensiv ist der Kontakt zu denen, die sich beruflich verändert haben.
Was ist charakteristisch für diese Teilnehmer?
- Realitätsnähe:
Eine MFA in einer kleinen Arztpraxis oder eine Physiotherapeutin wird nicht von heute auf morgen eine Führungsposition bekommen, da fehlt einfach die Erfahrung und auch die Eingangsqualifikation. Aber für beide ist der Wechsel in den Servicebereich einer Krankenkasse ganz sicher eine Veränderung, die einen Einstieg in eine weitere Karriere ermöglicht, insbesondere vor dem Hintergrund, dass beide in eher strukturschwächeren Gebieten leben.
- Mobilität:
Selbst in boomenden Regionen gibt’s nicht immer wohnortnah den Traumjob. Das führt dazu, dass diese Absolventen täglich 90 km einfach pendeln. Aber auch hier war der Wechsel einer MFA zu einer Medizinproduktefirma finanziell lukrativ. Sie konnte ihr Gehalt auf ca. 50.000 Euro steigern. Andrerseits habe ich schon Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen erlebt, denen – obwohl keine familiären Zwänge dagegensprechen würden – eine einfache Wegstrecke von 30km zur Arbeit als zu weit erschien. Erstaunlich fand ich diese Argumentation bei Absolventen, die gerade einmal 23 Jahre alt waren.
- Auftreten:
Diese Absolventen zeigten unabhängig von ihrem Alter ein souveränes Auftreten. Der beste Abschluss zum geprüften Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK) hilft wahrscheinlich nicht weiter, wenn das Auftreten nicht dazu passt. Im Bewerbungsgespräch wird auf sowas genau geachtet, dafür ist es ja auch da. Das Sichten der Unterlagen erfolgt vor dem Gespräch. Im Gespräch will sich der potentielle Arbeitgeber ein Bild über die Persönlichkeit machen wollen und wenn es da hapert, dann wird der Arbeitgeber eventuell einen Bewerber bevorzugen, der vielleicht ein schlechteres Zeugnis aber ein souveräneres Auftreten hat. Hard Skills sind sehr viel einfacher zu verbessern als Soft Skills.
- Allgemeinbildung:
Nachdem wir bei AQADA nicht nur Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK) auf die Prüfung vorbereiten, sondern auch auf die AdA (AEVO) Prüfung bei der IHK vorbereiten und wir häufig Teilnehmer haben, die bereits eine gewisse Karrierestufe erreicht haben, entstehen hier viele Kontakte zu Personalverantwortlichen.All diesen Personalverantwortlichen ist eine fundierte Allgemeinbildung wichtig, und das ist branchenunabhängig.
Wer weiß, wie Germany`s next top model oder der Sieger von DSDS heißt, aber nicht weiß, was Eloquenz bedeutet, wird es schwer haben, eine gewisse Karrierestufe zu erreichen.
- Eloquenz
Wessen Wortschatz lediglich 800 Wörter umfasst, wird für einen Job ungeeignet sein, in dem er viel kommunizieren muss. Nun muss aber jemand, der eine gewisse Ebene in einem Unternehmen erreichen will, laufend adäquat kommunizieren. Mangelt es an dieser Sprachfertigkeit, wird es wieder schwer werden mit der Karriere. Oder vereinfacht gesagt, ich würde niemanden einstellen, der nicht adressatengemäß mit den Kunden kommunizieren kann. Allerdings bräuchte der neue Mitarbeiter dann bald auch nicht mehr mit den Kunden reden, weil wir nämlich keine mehr hätten.