Anbei einmal – etwas überspitzt dargestellt - einige Thesen von mir zu den bisherigen Prüfungen zum geprüften Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK), beruhend auf meiner langjährigen Erfahrung als Dozent, Prüfer und Korrektor.
Teil 2 folgt.
1. Die Ausgangssituation ist nachrangig
Warum soll ich denn die Ausgangssituation zuerst lesen? Häufig sind da Angaben drinnen, die keiner braucht und wenn ich bereits da Schwierigkeiten habe, werde ich nur verunsichert.
Beispiel: Frühjahr 2016. Da steht irgendwas von einer Holding bereits in der vierten Zeile drinnen. Holding kennt keiner, musste auch keiner kennen, weil irrelevant für die Fragenbeantwortung. Aber verunsichern wird es einen auf jeden Fall und macht somit nur nervös.
2. Der Text über den Fragen ist zweitrangig
Ist der Text über den Fragen ewig lang, so hat er oftmals wenig mit der eigentlichen Frage zu tun. Dann gilt im Prinzip das gleiche wie unter 1.. Geschickter wäre es zuerst die Frage durchzulesen und dann den Text….
3. Rechnen ist einfach
Bis vor wenigen Monaten hatte ich keine intrinsische Motivation zum Rechnen und weil ich keine Lust dazu hatte, habe ich dafür immer einen externen Dozenten reingeholt (wie üblich bei uns, einen geprüften Fachwirt im Gesundheits– und Sozialwesen (IHK), der vor einigen Jahren die Prüfungsvorbereitung mit uns erfolgreich absolviert hat).
Nun hat aber die - erfreulicherweise – ständig steigende Anzahl von Kunden festgestellt, dass ihnen das zu wenig ist. Also musste ich mich – immer noch nicht sonderlich motiviert – mal über das Rechnen machen und siehe da, so viele Aufgaben dazu kamen bisher nicht dran und die die drankamen, waren oftmals entweder mit gesundem Menschenverstand oder der Formelsammlung lösbar. Die, die schwierig waren (Frühjahr 2016, Kostenvergleichsrechnung und break even Kopierer) bedurften dann doch der Übung.
Was macht daraufhin der angehende Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen?
Er nimmt ein Beispiel aus dem echten Leben. Strompreise hat (hoffentlich) jeder schon mal verglichen. Da gibt’s monatliche Grundgebühren (fixe Kosten) und die Menge an verbrauchten Strom (variable Kosten). Er hat sich den Taschenrechner gepackt und die Grundgebühren (fixe Kosten) mit 12 Monaten multipliziert, den verbrauchten Strom (variable Kosten) mit dem Preis pro kw/h multipliziert, beide Summen zusammengezählt und sich dann für den günstigeren Stromanbieter entschieden.
Das überträgt er dann auf die IHK Aufgaben und dann funktioniert das auch.
Und wo es gar kein praktisches Beispiel gibt (Äquivalenzziffernrechnung), gibt’s häufig ein Schema. 5-mal Äquivalenzziffern rechnen und man hat das Schema im Kopf.
Warum also die vielen Punkte wegwerfen, die es für das Rechnen gibt?
Jetzt rechne ich auch gerne. Der Dozent behält aber trotzdem seinen Job, weil ich in der Zeit immer in den Urlaub fahre.
4. Die Ausgangssituation ist weitgehend egal
Diese These weist Gemeinsamkeiten mit der ersten These auf. Ob jetzt eine Altenheim GmbH, eine Krankenhaus AG, eine Behinderteneinrichtung gGmbH, oder die freiwillige Feuerwehr Großdingharting e.V. drankommt, ist fast egal.
Der angehende Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen weiß, dass die Führungsstile immer die gleichen sind, Projekte in Phasen verlaufen, Bilanz Bilanz ist, Dienstpläne sich durchaus nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz zu richten haben und eine DIN Zertifizierung bei der freiwilligen Feuerwehr Großdingharting e.V. genauso abläuft, wie bei der Krankenhaus AG.
Warum sich also von der Ausgangssituation so nervös machen lassen?
5. Gesetze sind super
Wer sich mal ein wenig mit Gesetzen beschäftigt, ist klar im Vorteil.
Beispiel I: Warum soll ich e Gliederung einer Bilanz und der GuV auswendig lernen, wenn ich die direkt aus dem HGB rauslesen kann?
Beispiel II: Wieso ist das Sozialgeheimnis ein Buch mit sieben Siegeln? Steht doch im SGB I § 35 drinnen und dann auch noch löblicherweise mit dem Verweis auf SGB X §67.
Aber wenn ich mich nun gar nicht mit den Gesetzen beschäftigen mag, dann muss ich das halt auswendig lernen.
So bauen wir auch unsere Vorbereitungskurse für die angehenden Fachwirte im Sozial- und Gesundheitswesen (IHK) auf und das ist einer der Gründe warum wir so eine hohe Erfolgsquote haben.